Ein Hund für Cora

Bei meiner Tochter wurde mit 1,5 Jahren das Rett-Symdrom diagnostiziert.
Kurz gesagt sie ist geistig schwer behindert, motorisch sehr eingeschränkt und hat keine Sprache.
Außerhalb der Schule hat sie kaum soziale Kontakte, so das uns die Idee kam ein tierischen Begleiter zu suchen.

Die ersten Überlegungen
für unsere Tochter einen Hund anzuschaffen sind im Sommer 2022 entstanden. Auf einer Feier hat sich ein fremder Hund sich zu unserer Tochter gelegt, obwohl er eigentlich keine Kinder mochte. Er hatte ein Gespür, das unsere Tochter anders ist. In unserem Schwedenurlaub kam es zu einer Situation, wo unsere Tochter zu zwei kleineren spielenden Kindern gegangen ist und durch ihr gestikulieren hat sie ausversehen einen der Junge leicht ins Auge gepiekt. Wir konnten es dem Jungen noch nicht mal erklären, da er nur schwedisch verstand. Wir mussten unsere Tochter also wegnehmen von den spielenden Kindern, obwohl sie so gerne dabei gewesen wäre. Das passiert immer wieder, dass wir unsere Tochter raus nehmen um Unfrieden aus dem Weg zu gehen.
Der Hauptbeweggrund war jedoch, dass ich gerne mit Cora Zeit verbringen möchte, so wie ich mit meiner großen Tochter einmal die Woche reiten war.
Begünstigend ist, dass ich schon seit meiner Kindheit mir einen Hund gewünscht habe, doch bisher gab es den Freiraum nicht. Durch Cora hat sich unser Leben jedoch grundsätzlich geändert.
Es gab viel abzuwägen, was dieser Schritt für unser Familienleben bedeutet und wie wir die Zeit aufbringen um dem Hund gerecht zu werden.

Die Zeit
In diesem Jahr haben wir beschlossen dass wir nicht verreisen und auf unserem Landgrundstück Urlaub machen werden. So das wir viel Zeit für die Erziehung unseres Hundes haben.
Wenn der Sommer vorbei ist, wird der Hund mich täglich auf Arbeit begleiten. Wenn er lange Strecken laufen kann, gibt es fast jeden Morgen einen 40 min Fußmarsch und nachmittags wieder zurück um auf Cora zu warten und gemeinsam Zeit zu verbringen. Das nächste Zeitfenster ist dann zwischen 19:00 und 20:00 Uhr wenn Cora im Bett. Diese Zeit wird zum Training genutzt. Am Wochenende geht es dann auf Land. Das ist der grobe Plan und wird sicherlich noch etwas modifiziert werden.

Bedenken
Oft habe ich im Freundes- und Bekanntenkreis so etwas gehört wie:“ Habt ihr nicht schon genug Stress“. Das ist richtig, aber der Hund soll genau dafür da sein, den Stress zu nehmen und mehr Freude in den Alltag zubringen. Sicherlich werden die ersten Monate anstrengend, aber das gleicht der Welpen mit seinem Charme aus wie wir es gerade erleben. Für einen Außenstehenden ist es schwer zu verstehen wie sich der Alltag mit einem geistig behinderten Menschen aussieht. Wenn wir feiern und viele Leute da sind, da vertut sich unser Kind, mal hier, mal da und jeder beschäftigt sich ein bisschen mit Cora und all sind amüsiert wie schnell Cora beim Essen mit der ganzen Hand in die Torte greifen kann. Aber das ist nicht der Alltag. Der Alltag ist, das man Cora über mehrere Stunden betreuen muss und sie aushalten muss, herauszufinden was sie will oder ihr fehlt und das alles ohne Sprache. Ich kann ihr stundenlang Bücher vorlesen und mit Ihr in den Sandkasten gehen und ihr zuschauen.
Es geht aber nicht darum sein Kind zu verwalten und zu pflegen.

Es geht darum mit seinem Kind zu Leben und Freude zu haben, Dinge gemeinsam machen, welchen bei allen Glücksgefühle hervorrufen.
Bei meiner großen Tochter habe ich auch nach Aktivitäten gesucht die uns beiden Spaß machen, wie zum Beispiel Reiten oder Bogen schießen.
Die gemeinsame Zeit mit Cora, wird die Zeit mit Caja Olivia sein, viele Spaziergänge, rumtoben bis kuscheln. Das bin ich meiner Tochter schuldig.

Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, ein Leben mit Hund!

Ich glaube es ist die richtige Entscheidung, aber wissen werden wir es erst später ob der Plan auf geht.

geschrieben
Tilo Pielka 06/2023